Julia 1836 - Leidenschaftlich ist die Nacht by Carol Marinelli

Autor:Carol Marinelli [Marinelli, Carol]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, Romance, General, Contemporary
ISBN: 9783863492946
Google: -bWyCgAAQBAJ
Herausgeber: HarperCollins
veröffentlicht: 2008-09-22T10:28:30.786000+00:00

6. KAPITEL

„Millie?“

Mit einem Ruck fuhr Millie auf, als die Schlafzimmertür aufging und das Deckenlicht aufflammte. Eine solche Situation kannte sie nur aus längst vergangenen Zeiten, wenn ihr Vater schimpfend zu ihr ins Zimmer kam, weil sie zu spät von einer Party nach Hause zurückgekehrt war.

„Hab ich jetzt Hausarrest?“, fragte sie schlaftrunken.

„Was?“ Mit verständnislos gerunzelter Stirn stellte Levander ein Glas Wasser auf den Nachttisch. Auch wenn sie eigentlich beschlossen hatte, nichts von ihm anzunehmen – die klingelnden Eiswürfel in dem Glas waren zu verführerisch, und Millie trank durstig in großen Schlucken. „Es wird Zeit, dass du dich fertig machst. Ich habe dich so lange wie möglich schlafen lassen, aber der Tisch ist für acht Uhr reserviert.“

„Uuuh …“ Sie ließ sich in die Kissen zurücksinken. „Wie konnte ich dieses aufregende Ereignis nur vergessen?!“

„Du solltest dich in Bewegung setzen.“

„Müssen wir wirklich hin?“

„So hatten wir es abgemacht.“

„Wir haben gar nichts abgemacht.“ Sie setzte sich wieder auf und wickelte das Laken um sich. Nach dem ausgiebigen Schlaf funktionierte ihr Verstand wieder messerscharf. „Du hast mir gesagt, was ich zu tun habe, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich auch nur einer dieser Anordnungen zugestimmt hätte. Und offen gesagt, ich habe keine Lust, zu diesem Dinner zu gehen. Also gehe ich auch nicht.“ Sie legte sich zurück und schloss die Augen.

„Bist du immer so egoistisch?“

Sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass er verärgert aus dem Zimmer stürmen würde, hatte sich schon auf das laute Türschlagen eingestellt, doch stattdessen kam er zu ihr. Er stand direkt über ihr, das wusste sie, auch ohne die Augen zu öffnen. Sie spürte die Verachtung in seinem Blick – und hörte sie in seiner Stimme.

„Glaubst du denn wirklich, ich hätte Lust?“, gab er zurück. „Denkst du, ich will mit meiner Familie ausgehen und für das Familienfoto posieren, nach allem, was passiert ist?“

„Dann tu’s doch nicht.“ Leider klang das gar nicht so forsch, wie sie sich gewünscht hätte. Sie hob ein Lid.

„Wir müssen die Dinge ins richtige Lot bringen.“

„Und wie? Jetzt Händchen haltend auszugehen und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung zwischen uns, macht die Dinge meiner Ansicht nach nur noch schlimmer.“

„Dann telefoniere noch einmal mit deiner Mutter und erkläre ihr, dass aus unserer Verlobung doch nichts wird.“

„Fein.“

„Dann kannst du auch gleich im Restaurant anrufen und die Reservierung abbestellen. Wenn unsere Gäste hier ankommen, wirst du ihnen erklären müssen, dass das Ganze ins Wasser gefallen ist.“

„Es ist deine Familie.“ Sie drehte sich auf die Seite. Sie hasste diesen feindlichen Ton zwischen ihnen. Gleichzeitig aber wehrte sie sich dagegen, derart in die Ecke gedrängt zu werden.

Dass sie ihm den Rücken zuwandte, bewirkte nur, dass er wütend wurde. „Mit meiner Familie zum Essen auszugehen ist das Letzte, was ich will. Denn was auch immer du gehört oder gelesen haben magst – ich komme nicht besonders gut mit ihnen zurecht.“

„Und warum willst du dann …“

„Warum?“, unterbrach er sie ungläubig. „Das fragst du noch? Denkst du eigentlich jemals an die Konsequenzen, Millie? Planst du jemals länger voraus als für die nächsten fünf Minuten?“

„Natürlich!“

Er schüttelte den Kopf.

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